Über die Gesamtmenge der versenkten Giftgasmunition fehlen exakte Zahlen. Als gesichert gilt, dass in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ca. 300.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe, in Form von Bomben, Kanistern und Granaten auf den Grund der Ostsee geschickt wurden, wobei hier teilweise ganze Schiffe oder auch Schiffsrümpfe komplett mit der tödlichen Fracht beladen und anschließend versenkt wurden. Auch die Alliierten versenkten nach dem Krieg auch einen Teil ihrer eigenen Bestände. Verantwortlich dafür war ein von den vier Siegermächten eingerichteter Chemiewaffenkontrollausschuss. Über die später, (vor allem in den 60er und 70er Jahren, aber wohl auch bis in die 90er Jahre hinein) versenkten Giftgasmengen gibt es keine exakten Angaben. Nach einem sowjetischen Geheimdokument des ZK der KPdSU vom 19. Oktober 1989 sollen allerdings bis zum Jahr 1978 durch baltische Verbände insgesamt 356.872 Tonnen an Giftgasmunition in der Ostsee versenkt worden sein: gut die fünffache Menge dessen, was nach Kriegsende an deutschen Beständen in der sowjetischen Zone überhaupt vorhanden war. In dem selben Dokument wird die Versenkung weiterer vorhandener 112.523 Tonnen von Giftgasmunition für die Jahre 1989/90 empfohlen. In Anbetracht der Tatsache, dass Russland sich bis zum Jahr 1997 damit Zeit gelassen hat, die Pariser Chemiewaffenkonvention von 1993 zu ratifizieren, muss vom Schlimmsten ausgegangen und damit gerechnet werden, dass auch diese Versenkungen bis zum Anfang der 90er Jahre noch durchgeführt worden sind.
Informationen des russischen Verteidigungsministeriums zufolge, nach denen insgesamt 50 Versenkungsgebiete bekannt sind, wurden an 13 Stellen Gasmunition und Kampfstoffbehälter mit Phosgen, Lost und Tabun versenkt. Nach Angaben des russischen Wissenschaftlers Maxim S. Wonski vom Institut für Zytologie an der Universität St. Petersburg, soll darüberhinaus in jüngerer Zeit eine Menge von 20.000 Tonnen Sarin ca. 50 km vor der Küste von Lettland versenkt worden sein.
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